Von Spielsucht, Giganten und Flower Power

Las Vegas gilt als die am schnellsten wachsendeste Stadt der USA. Das Ganze ist umso erstaunenswerter, wenn man bedenkt, dass diese mitten in der Wueste liegt. Um hierher zu gelangen muss man erst fuer Stunden durch eintoeniges Niemandsland fahren. Der Name Las Vegas bedeutet, aus dem spanischen uebersetzt, soviel wie Die Wiesen. Vor noch etwas mehr als hundert Jahren lebte hier gerademal eine Handvoll Paiute Indianer, an einer kleinen Quelle, etwas noerdlich vom heutigen Stadtzentrum. 1902 wurde das meiste Land an eine Eisenbahngesellschaft verkauft. In der Folge entstand eine kleine Eisenbahnersiedlung. Der richtige Aufschwung kam dann aber erst nach 1931, als in Nevada das Spielen legalisiert wurde. Heute zaehlt die Stadt eine knappe halbe Million Einwohner.Es ist schon ein sonderbares Gefuehl in Las Vegas anzukommen. Da fliegt man durch eine endlos scheinende, monotone Landschaft und ploetzlich wie aus dem Nichts, eine Fantasielandschaft, wie aus einer Maerchenwelt entstanden.

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Wahnsinnsgrosse Spielcasinos mit Schnoerkeleien und Neonleuchten wollen dich glauben lassen, dass dir als naechstes das Spielglueck lacht und mit der noch besseren Show oder verrueckteren Darbietung versucht man sich gegenseitig die Kundschaft abzuwerben. All die prunken Megacasinos erstrecken sich entlang eines etwa fuenf Kilometer langen Abschnitt des Las Vegas Boulevard, besser bekannt als The Strip. Knapp 34 Mio. Besucher kamen 1999 nach Las Vegas, blieben durchschnittlich 3,7 Naechte und jeder mit einem Spielbudget von 559 US-Dollar.
Betrachtet man all diese Wahnsinnscasinos, jedes von ihnen stellt eine eigene kleine Traumwelt dar, weiss man sofort, wer hier die wirklichen Gewinner sind. Es waere also illusorisch zu glauben, ich koennte hier meine Reisekasse aufbessern. Doch ich denke die Stadt ist es wert, ein paar Tage zu verweilen, sich treiben zu lassen durch diese verrueckte Welt des Spiels, einzutauchen in die Hektik und das Geklimper in den Spielhoellen.
In Vegas trifft man aber nicht nur auf Glanz und Glimmer, sondern begegnet man hier immer auch wieder schraegen Gestalten. Nicht wenige von ihnen, sind Opfer ihrer eigenen Spielsucht geworden. Ploetzlich steckt man mitten drin in diesem Strom der Spiels, man verliert den Halt und wird immer weiter mit in die Tiefe gerissen. Ist es dieses typisch menschliche Bestreben nach immer mehr, welches die Menschen in diese Spielsucht treibt?

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Zufaellig ist in Vegas, im Casino The Venetian, die von der Guggenheim Stiftung ins Leben gerufene Ausstellung The Art of the Motorcycle zu sehen. Ich leiste mir das fuenfzehn Dollar teure Vernuegen und bin im Nachhinein voll begeistert, trotzdem ich ueberhaupt kein Technikfreak bin. Die Technik ist dann auch nur ein Teil des Ganzen. Nebst dem wird die Kunst Motorrad im Design und seiner Form gesehen, aber auch in deren kulturellen und geschichtlichen Bedeutung erlaeutert. Die Entwicklung der Motorrades widerspiegelt ein Zusammenspiel zwischen Technik und Kultur. Ueber die Jahre hat sich das Motorrad vom billigen Transport- und Fortbewegungsmittel zu einem luxerioesen Freizeitvergnuegen entwickelt und ist zu einem Symbol der Freiheit geworden.
Ueber 130 verschiedene Toeffs sind ausgestellt und wiedergeben in chronologischer Abfolge die ganze Geschichte und Entwicklung des Motorrades. Jede dieser Maschinen stellt in irgendeiner Form einen entscheidenden Schritt in der Entwicklung und der Geschichte des Toeffs dar.

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Ein kalter Wuestenwind pfeift mir seine Melodie um die Ohren und macht alle Versuche der Sonne, den Tag etwas zu ewaermen, zunichte. Genuesslich blubbert die Yamaha in ihrem Vierertakt und waehrend die Landschaft vorueberschwirrld, lehne ich zurueck und reise durch meine Gedankenwelt.
Heute morgen habe ich den Rummel in Las Vegas hinter mir gelassen und bin wieder in die Stille und den Frieden der Wueste eingetaucht. Um mich herum, soweit das Auge reicht, braune Huegel, durchsetzt mit niederem Buschwerk, der Himmel blau und wolkenlos. In den Straeuchern neben der Strasse, hat sich der Abfall, den die Autofahrer aus den Fenstern geschmissen haben, verfangen. Ganz selten komme ich durch eines dieser leblosen Wuestensiedlungen. Kurz nach Shoshone bringt mich die Route 178 ueber den Salsberry Pass und fuehrt dann hinunter ins Death Valley. Das eigentliche Death Valley oder zu gut deutsch Tal des Todes, erstreckt sich groesstenteils unter dem Meeresspiegel. Ausser Sand, Stein und gelegentlich niederem Bueschwerk scheint es hier weiter nichts zu geben. Auf beiden Seiten wird dieses 10 bis 25 Kilometer breite Tal von schroffen Bergketten begleitet. Waehrend hier im Sommer die Hitze unertraeglich sein muss, der Rekordwert liegt bei 56°C, herrschen im Winter angenehme, zuweilen gar kuehle Temperaturen. Es gibt wohl keine auch noch so unwirtliche Gegend auf diesem Planeten, wo der Mensch, allen Unannehmlichkeiten zum Trotz, sich niederliess. Oft lag der Grund dafuer, bei irgendwelchen Bodenschaetzen, die einen schnellen Reichtum versprachen. Nicht anders trifft man auch im Death Valley, auf die Ueberbleibsel einstiger Gluecksritter. Die Ashford Mill Ruinen sind ein Beispiel dafuer. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde hier das Gold aus dem Steinmaterial, welches aus der etwa zehn Kilometer entfernten Golden Treasure Miene herausgebrochen worden war, ausgewaschen. Alles was geblieben ist, sind ein paar Mauerreste und Teil des Waschkanals. Wenig spaeter erreiche ich Badwater, mit -86 Metern, der tiefst gelegene Punkt im Death Valley und zugleich auch tiefst gelegener Ort in der gesamten westlichen Hemisphaere. Ausser einer hoelzernen Tafel, mit der Aufschrift Badwater, 280 Fuss/ 85 m unter dem Meeresspiegel und einem kleinen Tuempel, dessen Wasser einen hoeheren Salzgehalt aufweist, als dieser eines Meeres, gibt es hier weiter aber nichts. Die 40 bis 100 mm Niederschlag, die das Tal jaehrlich abbekommt, werden hier gefangen und sammeln sich zu einem kleinen See. Doch die ewige Sonne, laesst diesen jeweils schnell wieder in sich zusammenschrumpfen. Zurueck bleibt ein weisser Salzteppich. Nebst Monotonie findet man im Death Valley aber auch tiefe Canyons, schroff gezeichnete Bergketten, vom Wind geschaffene Sandduenen oder das Kornfeld des Teufels.
Ueber den Emigrant Pass fuehrt mich die Strasse dann wieder hinaus aus dem Death Valley und in Ridgecrest wechsle ich auf die Route 178 und fahre nach Lake Isabella und durchs Kerntal nach Bakersfield. Ploetzlich bin ich wieder umgeben von gruenen Wiesen. Welche Wohltat nach der grau-brauenen Eintoenigkeit der letzten Wochen. Ich kann mich kaum satt sehen, an dem leuchtenden Fruehlingsgruen, den Fruchtplantagen in voller Bluete. Man erlebt Farben in der Natur wohl nie intensiver, als wenn man direkt aus der Wueste kommt. In Bakersfield reihe ich mich dann wieder in den mehrspurigen Verkehrsstrom nach Norden ein. Willkommen, zurueck in der Zivilisation.

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Ich mache einen Abstecher in den Sequoia Nationalpark in der kalifornischen Sierra Nevada. Ein ganz besonders eindruecklicher Moment, dem groessten Lebewesen dieses Planeten gegenueberzustehen. Der General Sherman Baum, der groesste Gigant unter den Sequoiabaeumen; 84 Meter streckt er sich in die Hoehe, hat einen Stammdurchmesser von 11,1 Metern und sein Alter wird auf 2300 - 2500 Jahre geschaetzt. Es gibt zwar Baumarten die hoeher wachsen, dicker und aelter werden, doch ihrem nahezu konischen Stamm wegen, sind die Sequoias unschlagbar, was die Gesamtholzmasse anbelangt. Beim General Sherman Baum wird diese auf knapp 1500 m3 geschaetzt. Nimmt man sich die Zeit einen Moment innezuhalten und dem Wispern in den Baumkronen zu lauschen, hoert man, wie sie sich fluesternd unterhalten und sie erzaehlen dir Geschichten, die tausende Jahre alt sind.
Auf dem Zeltplatz im Sequoia lerne ich ein paar Studenten aus Los Angeles kennen, unter ihnen auch Peter und Tim. Die beiden wurden kuerzlich von einer nationalen Fernsehstation fuer ihre unaufgeraeumteste Wohnung in der gesamten USA ausgezeichnet und bekammen dafuer 10’000 Dollar. Ich habe mir ihre Wohnung dann mal im Internet angeschaut und tatsaechlich, da scheint schon oefter mal eine Bombe eingeschlagen zu haben.

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Die Naechte im Sequoia koennen in dieser Jahreszeit noch immer winterlich kalt werden und ich bin dankbar, dass es auf der Weiterfahrt wieder Richtung Tal geht. Nicht nur die Temperaturen werden nun wieder waermer, sondern zeigt sich mir ueberall Fruehlingserwachen, Blumen in den zartesten Farben und frisches Gruen in den Baeumen verzaubern meine Sinne und zurueck im Central Valley, spuert man bereits den Sommer. Die 41 bringt mich dann gleich wieder hinauf in die Sierra Nevada, ins Yosemite Valley.
Vor etwa 4000 Jahren liessen sich hier die ersten Indianer nieder, Vorfahren, der noch heute hier lebenden Southern Miwok. Die Southern Miwok nannten das Yosemitetal Ahwahnee, was uebersetzt soviel heisst wie, Tal das aussieht, wie ein weit offenes Maul und bezeichneten sich selbst als Ahwahneechee, Bewohner von Ahwahnee. Die Ahwahneechee Indianer lebten in ihrem Paradies, im Einklang mit der Natur und ihr einziger Kontakt zur Aussenwelt, ergab sich beim Handel mit anderen Indianerstaemmen. Als dann aber Mitte des 19. Jahrhunderts Gold gefunden wurde und in der Folge immer mehr Weisse in die Gegend kamen, begann ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Ahwahneechee.
Ich sitze, angelehnt an eine dickborkige Sequoia, am Rande einer Waldlichtung. Als wollte er moeglichst lange im Tal verweilen, zieht traege der Merced River vorueber, schlaengelt sich immer wieder weit ausholend durch Wiesen und Waelder, vorbei an steil in den Himmel ragender Granitwaende und in der Ferne ist das Donnern eines Wasserfalles zu vernehmen. Ein impressiver Anblick und Herausforderung fuer jeden Bergsteiger, ist die ueber tausend Meter hohe, senkrechte Wand von El Capitan und als das wohl herausragendste Landmark im Yosemite gilt sicherlich der kuppelfoermige Berg Half Dom. Nach einer Legende der Ahwahneechee soll sich dabei um das versteinerte Gesicht einer Frau handeln. Vor langer Zeit kamen einmal zwei Reisende in das Tal, Tissiak und ihr Ehemann Tokoyee. Die beiden gerieten in eine Meinungsverschiedenheit. Er wurde dabei so zornig, dass er anfing, sie zu schlagen. Sie gab ihm daraufhin mit dem Korb, den sie bei sich hatte, zurueck. Als sie sich so gegenueber standen, wurden sie fuer ihre Boesartigkeiten bestraft, und in Stein verwandelt. Der Acorn Dom (Korb Dom) liegt umgekippt auf der Seite und das versteinerte Gesicht von Tissiak (Half Dom) zeichnet ihre letzte Traene.
Der Yosemite ist ein, bei den Amerikanern ein sehr beliebter Nationalpark und dementsprechend ueberlaufen kann der Ort sein. Im Jahr 2001 besuchten nicht weniger als 3,5 Millionen Menschen diesen Nationalpark. Der Grossteil von ihnen aber kommt waehrend der Sommermonate oder an Wochenenden. In der restlichen Zeit des Jahres ist es auch hier ruhiger und man kommt durchaus dazu, diese Idylle in Ruhe zu geniessen. Die Probleme, die der hohe Besucherstrom mit sich bringt, sind vielfaeltig, wie Smog und Verkehrsstaus im Sommer, plattgetrampelte Uferboeschungen und Wiesen oder nicht zuletzt auch das "Baer-Problem". Nicht die im Yosemite Nationalpark vorkommenden Schwarzbaeren sind das eigentliche Problem, sondern Touristen, welche Esswaren nicht richtig wegpacken, obwohl ueberall im Park baerensichere Container zur Verstauung von Esswaren aufgestellt wurden. Baeren lernen schnell und sind intelligent genug zu merken, wo sie am einfachsten zu ihrem Fressen kommen. Einmal sein Essen aus einem Auto geholt oder aus einen Rucksack gepluendert, laesst sie es dann immer wieder versuchen und es gibt kaum eine Moeglichkeit, sie wieder davon abzubringen. Man konnte sogar feststellen, dass Baeren ihre Gewohnheiten aenderten, statt tagsueber auf Nahrungssuche zu gehen, schlichen sie nachts durch Zeltplaetze oder brachen in Autos ein, andere suchten tagsueber Picknickplaetze auf oder welche, die gelernt hatten, den Rucksackwanderer zu bestehlen, konnte man auch schon mal in ueber 2500 m Hoehe beobachten, was nicht ihrem Lebensraum entspricht und wo es kaum natuerliche Nahrung fuer sie gibt. In den vergangenen Jahren haben Baeren auf der Suche nach Konservendosen, Muesli, Fruechten und dergleichen allein im Yosemite jaehrlich durchschnittliche Schaeden an aufgebrochenen Autos, Zelten, etc. von US-Dollar 650’000 verursacht. Viele diese Baeren verlieren mit der Zeit jegliche Furcht vor dem Menschen und koennen zuweilen ziemlich aggressiv werden und so kommt es immer wieder vor, dass Baeren geschossen werden muessen.

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Auf einer Laenge von 1280 Metern ueberspannt die Golden Gate Bruecke den Eingang vom Pazifischen Ozean in die San Francisco Bay. Das letzte Sonnenlicht des Tages bringt diese imposante Stahlkonstruktion richtiggehend zum Gluehen, dahinter zeichnet sich die Skyline von San Francisco ab. Fuer mich ist San Francisco eine der sehenswerteren Staedte. Die Strassen von San Francisco, wie man sie kennt, aus dem gleichnamigen Fernsehkrimi, sind ein ewiges auf und ab, Strassenbahnen ueberfuellt mit Menschen, die ganze Stadt ist uebersichtlich und farbig, nebst geschaeftigem Vierteln findet man verschlafene Wickel. Man trifft hier auch auf alle moeglich Rassen und Nationalitaeten von Menschen, ein buntes Voelkergemisch, das den Eindruck erweckt, als kaeme hier die ganze Welt zusammen. In keiner anderen Stadt ausserhalb Asiens gibt es einen vergleichbar hohen Anteil an Menschen asiatischer Herkunft. San Francisco war auch schon immer eine Stadt der Rebellen, ein Ort der Andersdenker, Idealisten und Weltverbesserer. Ist sie heute ein Mekka der Lesben und Schwulen, war sie den 60er Jahren die Hauptstadt des Flower Powers. In San Francisco wohne ich auf der oestlichen Bayseite, in Berkeley. Nina und Bob, meine Gastgeber passen genau in dieses Bild. Beide sind einstige Blumenkinder, alt gewordene Hippies.
Die beiden wohnen in einem pinkfarbenen Haus, die grellen, mexikanischen Farbtoene in der Kueche sollen Ausdruck von Lebensfreude sein und das Rot und Gelb im Wohnzimmer, die Farben des Buddhismus, sollen eine innere Ruhe und Ausgeglichenheit vermitteln. Nebst ihren beiden Katzen Wispher und Sidney, wohnt auch noch Naomi, ein Untermieterin im Haus. Kinder hatten sie nie eigene, dafuer haetten sie frueher ihr Haus immer mit Jugendlichen, in einer Art Wohngemeinschaft, geteilt. Bob arbeitet als Bauingenieur fuer die Kalifornische Universitaet und Nina, praktizierende Buddhistin, bietet therapeutische Behandlungen an. Was genau sie macht, sei nur schwer zu erklaeren. Das ganze sei eine fernoestliche Heilpraktik, ein komplexes Zusammenspiel von koerperlicher und geistiger Methoden. Ein Suche nach dem Kern des Koerpers, um die Bewegungen und Wellen zu spueren, die das Unwohlsein, die Krankheit verursachen. Die ganze Therapie soll im Koerper des Patienten eine Dynamik entwickeln, die in zu einer inneren Ruhe fuehrt und ihm ein Gefuehl gibt, sich in einem Garten voller Liebe und Geheimnisse zu bewegen.

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