Japan 2001 - Land des Laechelns

Stroemdender Regen, als das Faehrschiff nach vierzig Stunden auf See, von Wladiwostok kommend, im Hafen von Fushiki einlaeuft. Die Zollformalitaeten sind eine Angelegenheit von ein paar wenigen Minuten. Der Zollagent des Schiffes begleitet mich auch noch zum Zollbuero, wo das Carnet de passages fuer den Toeff abgestempelt wird. Nippon e Yókoso oder zu gut deutsch, willkommen in Japan. In Japan anzukommen, ist fast wie auf einem fremden Planeten zu landen. Alles scheint hier anders zu sein, nichts vertrautes. Es faengt damit an, dass ich kein einziges Wort japanisch spreche, dann diese komischen Schriftzeichen, auf den Strassen wird links gefahren, gegessen wird mit zwei Holzstaebchen und alles scheint eine Spur kleiner und enger zu sein, als anderswo. Stroemdender Regen, als das Faehrschiff nach vierzig Stunden auf See, von Wladiwostok kommend, im Hafen von Fushiki einlaeuft. Die Zollformalitaeten sind eine Angelegenheit von ein paar wenigen Minuten. Der Zollagent des Schiffes begleitet mich auch noch zum Zollbuero, wo das Carnet de passages fuer den Toeff abgestempelt wird. Nippon e Yókoso oder zu gut deutsch, willkommen in Japan. In Japan anzukommen, ist fast wie auf einem fremden Planeten zu landen. Alles scheint hier anders zu sein, nichts vertrautes. Es faengt damit an, dass ich kein einziges Wort japanisch spreche, dann diese komischen Schriftzeichen, auf den Strassen wird links gefahren, gegessen wird mit zwei Holzstaebchen und alles scheint eine Spur kleiner und enger zu sein, als anderswo.

Yamamoto and Takako

Yamamoto and Takako

Fushiki ist kein allzu grosser Ort, doch die richtige Strasse nach Toyama zu finden, erweist sich als gar nicht so einfach, zumal ich auch noch gar keine brauchbare Strassenkarte von Japan besitze. Doch einmal auf dem richtigen Weg, gehts dann gut voran. Die Wegweiser sind nicht nur auf japanisch, sondern auch mit denen mir vertrauten Schriftzeichen angeschrieben. Ich merke schnell, dass es einfacher ist, anstatt sich nach den Ortsnamen zu orientieren, nach den Strassennummern zu fahren. Durch ein dichtbewaldetes Huegelland fuehrt mich die Strasse nach Sueden, der starke Verkehr laesst nur ein gemaechliches Reisetempo zu. Ich bin es mir gar nicht mehr gewohnt, diesen diziplinierten Verkehr, jeder bleibt vorbildlich in seiner Kolonne stehen, kein Draengeln und scheinbar keine Eile. In Iwata habe ich einen Termin bei Yamaha. Ich werde von Mr. Maruhashi empfangen und wir besprechen, welchen Weg ich genau zum Communication Plaza zu fahren habe, wo ich von ueber 20 Leuten mit Applaus und einem riesigen "Welcome to Yamaha"-Banner offiziell empfangen werde. Es folgt ein Interviewtermin mit einer internen Zeitschrift und ein Zusammentreffen mit ein paar Technikern von Yamaha. Nach dem Mittagessen werde ich durch zwei Produktionshallen gefuehrt. Dabei sehe ich nicht nur, wie ein Motor zusammengebaut wird, sondern man zeigt mir auch die ganze Arbeitskette, vom Einhaengen des Motors in den Rahmen bis zur ladenfertigen Maschine.
Da meine Yamaha in Italien produziert und offiziell nicht auf dem japanischen Markt verkauft wird, sind viele Ersatzteile hier nicht verfuegbar und ich muss mir, einmal mehr, ein paar Teile vom Yamahaimporteur aus der Schweiz schicken lassen. Bis diese Teile bei Yamaha in Japan eintreffen, kann ich bei Yamamoto, einem der Yamahatechniker, wohnen. Vor vier Jahren ist er zusammen mit zwei Freunden nach Italien geflogen. Dort haben sie sich bei Belgarda drei brandneue TT’s gekauft und sind damit ueber Europa und Russland nach Japan zurueckgefahren, teilweise auf den selben Strecken wie ich. Es gibt also genuegend Stoff fuer Fachsimpeleien und Benzingeschwaetz und soviel Fuersorge hat meine Yamaha wohl noch nie bekommen. Yamamoto, Mechniker aus Leidenschaft, baut bei meiner TT die Hinterradschwinge aus, jedes Teil wird feinsaeuberlich gereinigt und neu eingefettet, Motorenoel und Filter gewechselt, Kupplungs- und Gaszug gaengig gemacht, ein neuer Kettensatz montiert und hinten und vorne werden neue Metzelerfinken aufgezogen. Einen Tag wandere ich Mase, ein Freund von Yamamoto, mit handlichem 250er Geschuetz auf schmalen, ausgewaschenen Enduropfaden durchs Hinterland und am Sonntag begleite ich meine neuen Freunde zu einem Endurorennen nach Hamamatsu.

Mit seiner perfekten Kegelform, ist Mt. Fuji ein Vulkan wie aus dem Bilderbuch und mit 3776 m, ist er der hoechste Berg Japans.

Mount Fuji

Mount Fuji

Knapp 300 Jahre sind vergangen, seit dieser Riese zum letztenmal aktiv war und selbst die Strassen im 100 Kilometer entfernten Tokyo mit Vulkanasche eindeckte. Trotz der frechen, umgerechnet etwa 25 Franken Gebuehr, die ich zu bezahlen habe, lasse ich es mir nicht entgehen, auf die sogenannte Kawaguchi-ko Fifth Station, auf 2300 m Hoehe, hochzufahren. Nebst einem fantastischen Ausblick bekommt man hier oben auch, die fuer Japan obligaten Restaurants und Souvenierlaeden geboten und es herrscht ein Kommen und Gehen. Nebst den zahllosen privaten Autos werden auch noch Busladungen von Tourgruppen angekarrt. Nicht weniger touristisch sind die fuenf Seen, die sich noerdlich vom Mt. Fuji entlangstrecken und dass das Wetter hier launisch sein kann, erfahre ich gleich am eigenen Leib. Innert weniger Minuten wechselt das Wetter von Sonnenschein in stroemenden Regen. Ich ergreife die Flucht und mache mich auf den Weg nach Tokyo.

Road heating

Heated roads!

Das etwa 12 Mio. Einwohner zaehlende Tokyo ist eine moderne, lebhafte Stadt und verfuegt ueber kein eigentliches Zentrum, sondern wird gepraegt von verschiedenen Stadtviertel, jedes mit seinem eigenen Zentrum und Charakter.
In Tokyo waehrend der "rush hour" mit dem Zug zu fahren, ist ein ganz spezielles Erlebnis, wenn Tausende von Menschen durch die Bahnhofshallen und -gaenge stroemen und in den ueberfuellten Zuegen kein Muks zu hoeren ist. Mir scheint, es gehoert sich nicht, sich waehrend der Zugfahrt miteinander zu unterhalten. Stattdessen starrt jeder vor sich hin, liest vertieft in einem Buch oder goennt sich noch etwas Schlaf. Auffaellig auch, dass die meisten Maenner im dunklen Anzug zur Arbeit fahren. In Tokyo kaufe ich mir endlich eine bessere Strassenkarte fuer Japan und besuche die Tokyo Motor Show.

Die Strasse schlaengelt sich durch ein enges Flusstal, links und rechts Baeume in bunten Herbstfarben. Nur leider schuettet es mal wieder wie aus Kuebeln und ich komme nicht dazu, das Ganze zu geniessen. Bei diesem Hundewetter habe ich natuerlich keine Lust draussen zu campieren und ziehe es heute durch bis Nasu, wo ich eine Adresse von Freunden von Freunden habe. Um mir langwieriges Suchen zu ersparen holen mich Takahashi und seine Frau Tomoko am Bahnhof von Kuroiso ab. Takahashi ist zwischen 1992 und 1995 mit seiner damaligen Frau auf 110 cm3 Honda Mofas durch alle fuenf Kontinente getourt.

Girls in traditional kimono

Girls in traditional kimono

An ihrem arbeitsfreien Tag, unternehmen die Beiden mit mir einen Ausflug in die Gegend um Mt. Nasu, welcher in der vorangehenden Nacht seinen ersten Schnee abgekriegt hat. Einen ersten Zwischenhalt machen wir bei einer heissen Quelle, wie sie ueberall in Japan zu finden sind. Ein altes, hoelzernes Badehaus, mit sechs quadratischen Pools, jeder mit einer anderen Wassertemperatur. Man setzt sich erst in das Bad, mit dem am wenigsten heissen Wasser, wechselt nach ein paar Minuten zum naechst waermeren Pool. Fuer mich ist dann bereits bei Nummer zwei Schluss, schon hier glaube ich zu meinen, kochen zu muessen. Anschliessend zeigen mir meine beiden Fremdenfuehrer einen Ort, wo hunderte von kleinen, Steinfiguren, sogenannte Oji Zosama, stehen. Alle scheinen gleich auszusehen, ihre uebergrossen Haende zum Gebet gefaltet. Diese Oji Zosama Steinmaennchen sind Bestandteil einer uralten Geschichte, die man sich noch heute erzaehlt. In dieser Gegend soll einmal ein Fuchs gelebt haben, welcher jede Gelegenheit nutzte, um Unglueck und Leid zu verbreiten. Als man ihn zu verfolgen begann, verwandelte er sich in einen Stein und wann immer ein Lebewesen in seine Naehe verirrte, kam er den Hang runtergerollt und erschlug es. Erst seit man als Schutz vor seinem Unheil, diese betenden Steinmaennchen aufzugestellt hat, ist es wieder sicher geworden in der Gegend.

Sushi bar in Nasu

Sushi bar in Nasu

Auf der Heimfahrt machen wir Halt in einer Sushibar. Wir setzen uns an die u-foermige Theke und bedienen uns selbststaendig mit gruenem Tee, wie er zu jedem japanischen Essen dazugehoert. Auf einem Laufband vor uns ziehen die unterschiedlichsten Sushivariationen vorueber. Je nach Lust und Laune bedient sich jeder Gast selber. Die Rechnung wird am Schluss anhand der leeren Teller ausgestellt, die unterschiedlichen Tellerfarben stehen fuer die verschiedenen Preiskategorien.

Durch motorradfreundliche Kehren dirigiere ich mein Yamaha Richtung Bandai-Koegen Plateau. Eine Hochebene mit zahlreichen Seen und Tuempeln. 1888, beim Ausbruch des Bandai-san-Vulkans wurde diese spektakulaere Landschaft geformt und heute ein Nationalpark. Weiter bringt mich die Route 121 ueber Tajima und Aizu-Kogen nach Nikko. Eine Stadt, eingebettet in bewaldete Huegel, bekannt fuer ihre architektonischen Sehenswuerdigkeiten, den Rinnojo Tempel, sowie den Toshogu- und den Futarasan-Schrein. Buddhistische Baudenkmaeler mit ueberreich verzierten, fein ins Detail gearbeiteten Malereien und kunstvollen Schnitzereien, mit Motiven von Tieren und Blumen, Gottheiten und aus der Mythologie entstandenen Kreaturen. Wie jeder interessante Ort in Japan werden auch hier Busladungen von Touristen ausgespuckt, dass man vor einzelnen Tempeln Schlangestehen muss, bevor man eintreten kann. In Japan immer wieder ein besonderes Erlebnis sind Strassenbaustellen. Mit japanischem Perfektionnismus sind diese tausendfach abgesichert und die fahneschwingenden Bauarbeiter koennten ebenso gut irgendwo an einer Rennstrecke stehen. Und faehrt man dann an ihnen vorbei, bedanken sich diese mit einem freundlichen Laecheln und einer leichten Verbeugung. Ein aehnliches Bild treffe ich jeweils an den Tankstellen an. Als waere jede Sekunde kostbar, kommt die Bedienung im Laufschritt angerannt, ich werde an die richtige Zapfzaeule eingewiesen und schliesslich mit einer tiefen Verbeugung und einem freundlichen Laecheln willkommen geheissen.

In Komoro gibt es ein Wiedersehen mit Yoshi. Im Sommer vergangenen Jahres war er fuer ein paar Tage Gast bei mir in der Schweiz, damals mit seiner Africa Twin unterwegs in Europa, als Teil seiner 2-jaehrigen Motorradweltreise. Im Iran hatte er dann einen groeberen Unfall. Die Honda konnte er damals notduerftig wieder richten. Doch damit die Maschine auch auf Japans Strassen wieder verkehrstauglich wird, braucht diese erst einiges mehr an Zuwendung. Seit sechs Monaten ist Yoshi zurueck in Japan und bestreitet seinen Lebensunterhalt, indem er Motorraeder uebers Internet verkauft.

Am Tag meiner Ankunft fahren wir in ein oeffentliches Badehaus, denn eine Dusche oder dergleichen existiert nicht in seiner einfachen Wohnung. Ich hatte natuerlich meine Bedenken, mich nach einer Woche, ohne mich gewaschen zu haben, unter soviele Menschen zu mischen. Doch so schlimm sah es gar nicht aus, unter meiner viellagigen Kleiderschicht und welche Wohltat, bei Miunsgraden im 42-graedigen Aussenpool zu entspannen, mit Blick auf das Lichtermeer von Komoro.

Fancy SHINY trucks are popular

VERY shiny trucks are popular in Japan

Die Ampel steht auf rot. Ich fahre, wie ich es von einheimischen Bikern abgeschaut habe, links an der stehenden Autokolonne vorbei und reihe mich ganz vorne wieder ein. Das Signal wechselt gerade auf gruen und ich bin im Begriff loszufahren, als hinter mir jemand schreiend angerannt kommt. Im Rueckspiegel erkenne ich einen Polizisten. Ein kurzes Zoegern, doch da ich bereits am Wegfahren bin, gebe ich Gas und fahre weiter. Ich komme jedoch nicht weit. Wenige hundert Meter spaeter stehe ich wieder vor einer auf rot stehenden Ampel, als von hinten ein Polizeibus mit Blinklicht und Sirenengeheul angebraust kommt. Das Interesse gilt natuerlich mir. Ich werde angewiesen an den linken Strassenrand zu fahren und einer der beiden Polizisten verlangt mit grimmiger Miene nach meinen Papieren und erklaert mir gleichzeitig, soweit ich mitbekomme, dass ich bei der Ampel zuvor, verbotenerweise ueber die Stoplinie gefahren sei. Doch dann kehrt das japanische Laecheln in sein Gesicht zurueck und er fragt mich nach dem woher und wohin. Als dann ein Lastwagen mit ziemlich hoher Holzladung vorueberfaehrt, zieht dieser scheinbar das Interesse der Beamten auf sich. Ohne dass diese meine Papiere gesehen haben, verabschieden sie sich ganz fluechtig mit einer leichten Verneigung und einem "Good luck" und weg sind sie.

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Shirikawa

Eingebettet in bewaldeten Huegeln, erstreckt sich entlang dem Shokawa-Fluss, Shirakawa, ein typisches, kleines, japanisches Bauerndorf mit seinen Reisfeldern und Gaerten. Shirakawa ist bekannt fuer seine noch zahlreichen, alten in der sogenannten gassho-zukuri Bauweise errichteten Wohnhaeuser. Die fuer diese Bauweise typischen steilen, strohgedeckten Spitzdaecher sollen verhindern, dass sich, in dieser schneereichen Gegend, zu grosse Schneemassen festsetzen koennen. Die Bezeichnung gassho ist japanisch und bedeutet soviel wie, "zum Gebet gefaltete Haende" welches sich auf die Form des Daches bezieht. Die meisten dieser strohgedeckten Haeuser in Shirakawa wurden 1995 von der Unesco zur World Heritage Site erklaert. Nicht nur, um den mit grossem Aufwand verbundenen Unterhalt dieser alten Haeuser bestreiten zu koennen, sondern auch um die Reisernte einzubringen oder im Winter den Schnee von den Strohdaechern zu schaufeln, existiert in Shirakawa ein gemeinschaftliches Arbeitsteilungssystem, genannt "yui". Muss ein Strodach erneuert werden, beansprucht dies in etwa vier Tage, drei Tage, um das alte Dach abzuraeumen und einen Tag, um dieses wieder neu zu decken. Leider regnet es mal wieder auf meinem Rundgang durch den Ort und so ziehe ich noch am gleichen Tag weiter. Etwa eine Stunde auf Route 156 nach Sueden und ich bin zurueck unter der Sonne.

Kurz vor Gifu spuckt mich die Strasse wieder in den dichtbesiedelten, suedlichen Kuestenstreifen aus und somit gehts nur wieder stockend voran.

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temple city Kyoto

Kyoto war von 794 bis 1868 die Hauptstadt Japans und Sitz der Kaiserfamilien, unter derem Einfluss Kultur und Kuenste bluehten. Kyoto ist bekannt fuer seine zahllosen, alten buddhistischen Tempel und Schreine und ist deshalb wohl einer der meistbesuchten Orte Japans. Auch bei mir steht dieser Ort auf der Besucherliste. In Kyoto geniesse ich das Gastrecht bei Iida und seinen Eltern. Iida ist erst seit kurzem, nach einer laegeren Motorradreise durch Europa und Asien, wieder zurueck in Japan. Er moechte nun in Kyoto ein Gaestehaus aufmachen, fuer ihn eine andere Art zu reisen. Stattdessen er selber in die Welt hinausfaehrt, wuerde er so die Welt zu sich ins Haus kommen lassen. Iida nimmt sich dann aber erst einmal zwei Tage Zeit, um mich etwas durch die Tempelwelt Kyotos zu fuehren. Ich geniesse es fuer einmal einen fachkundigen Fremdenfuehrer zu haben. Er kennt nicht nur die geschichtlichen Hindergruende der verschiedenen Tempelanlagen, sondern kann mir gleichzeitig auch den japanischen Buddhismus, eine mythische und mir bis heute fremde Welt, etwas naeherbringen. Nebst den touristischen Orten, zeigt er mir auch ein paar ruhigere, aber nicht weniger interessante Tempel. Wie schon in Nikko, treffe ich auch hier wieder auf den 1000-armigen Kannongott Senju. Irgendwie bin ich fasziniert von dieser Figur. Genau genommen hat dieser Kannon nur 40 Arme, doch besagt eine buddhistische Rechnungsformel, dass jeder dieser Arme 25 Welten rettet und dadurch errechnet sich die Zahl Tausend.

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I stayed with the Iida family in Kyoto

Machiko, die Mutter von Iida, ist dafuer besorgt, dass ich auch in Kyoto weiter etwas die kulinarische Welt Japans kennenlerne, u.a. komme ich in den Genuss von Sugiyaki, die japanische Version von Fondue Bourguignonne. Auf einem Tischrechand werden in einer Soja-Wasserbruehe Fleisch, Gemuese, Pilze und Tofu gekocht. Nach Belieben fischt man sich eines der gar gewordenen Haeppchen, dunkt dieses kurz in in eine Schale mit einem, rohen, geschlagenen Ei und laesst es sich dann munden. Als waere diese Gastlichkeit nicht genug, liegt am Morgen meiner Abreise auf dem Fruehstueckstisch auch noch ein Abschiedsgeschenk fuer mich. Ein Paar kunstvoll bemalte Essstaebchen, ein wohlriechendes Duftsaeckchen und buntes Origami-Papier. Die Japaner lieben es, aus diesem farbigen Papier, sogennante Tsurus, kleine Papierkraniche zu falten. Kleine Geschenke zu machen, ist ein Teil japanischer Tradition.
Ich ziehe weiter Richtung Nordkueste, im westlichen Teil Honshus. Einer der weniger stark bevoelkerten Gebiete Japans. Ich will mich einfach mal wieder ein paar Tage treiben lassen, spueren wie es ist ohne eigentliches Ziel unterwegs zu sein.

In Miyazu mache ich einen Abstecher zur vielgeruehmten Amano-hashidate oder Bruecke zum Himmel, eine etwa 3,5 Kilometer lange, sandige mit Foehren bestockte Landzunge. So einmalig, wie dieser Ort immer wieder gepriesen wird, finde ich ihn persoenlich aber gar nicht und so bin schon bald wieder auf Fahrt. Kurz vor dem Ort Tottori passiere ich die Tottori-Sandduenen, auch dies ein von Touristen vielbesuchter Ort mit dem entsprechenden Rummel drumherum. Es werden Ausfahrten mit Pferd und Waegelchen angeboten und wer will, kann sogar mit richtigen Kamelen durch die "Wueste" ziehen.

Hiroshima, at the monument of the first Atomic bomb

Hiroshima, at the monument of the first Atomic bomb

Am 6. August 1945 explodierte 580 Meter ueber der, damals etwa 350’000 Einwohner zaehlenden, Stadt Hiroshima die erste, als Waffe gegen die Menschheit eingesetzte, Atombombe. Bei ihrer Explosion wurde die Energie von etwa 15’000 Tonnen hochexplosivem Sprengstoff freigesetzt und innert Sekunden stieg die Temperatur auf 5’000°C an. Diese intensive Hitzestrahlung und die enorme Druckwelle machte die Stadt im Umkreis von zwei Kilometern vom Epizentrum dem Erdboden gleich. Dazu kam die dabei freigesetzte radioaktive Strahlung. 80’000 Todesopfer waren zu beklagen und bis Ende des Jahres stieg deren Zahl auf 140’000 an. Diese direkte Betroffenheit und all die katastrophalen Auswirkungen, welche diese Tragoedie mit sich brachte, hat die Menschen von Hiroshima veranlasst, sich vermehrt fuer den Weltfrieden und vorallem fuer eine Welt ohne Nuklearwaffen stark zu machen. Der im heutigen Stadtzentrum liegende Friedenspark, soll auch ein Aufruf an die uebrige Welt sein, es ihnen gleichzutun.

In Higashi-Osaka bin ich Gast bei Morimoto, einem buddhistischen Moench und seiner Lebensgefaehrtin Etsuko, die Mutter von Yamamoto, meinem Freund in Iwata. Morimoto ist trotz Robe und kahlgeschorenem Kopf ein ganz spezieller Moench. In seiner Wohnung stehen nicht weniger als vier Computer, die er eigenhaendig zusammengebaut hat und fast pausenlos zieht er an einem seiner filterlosen Glimmstemmel. Seine Aufgabe besteht darin, die Weisse Lotusblume, das heilige Buch des Buddhismus, so zu umschreiben, dass sich davon auch die juengere Generation angesprochen fuehlt und verstehen kann.

Autumn colour

Autumn colours

Etsuko und Morimoto fuehren mich einen Tag lang durch Nara und zeigen mir ein paar interessante alte Tempel. Nara war zwischen 710 und 794 n. Chr. die erste feste Hauptstadt Japans und wird als Wiege der japanischen Kultur bezeichnet. Die Hauptattraktion Naras ist sicherlich der Todai-ji Tempel, bei dessen Hauptgebaeude, der grossen Buddhahalle, es sich um die weltgroesste Holzkonstruktion handeln soll und der knapp fuenfzehn Meter hohe und 452 Tonnen schwereVairocana Buddha gilt als die groesste, bronzene Buddhastatue auf diesem Planeten. Etsuko und Morimoto zeigen mir auch einen fuer Japan typischen kleinen Familienbetrieb, wo Tatami-Matten hergestellt werden. Diese fuenf bis sechs Zentimeter dicken Grasmatten, wie sie in jedem japanischen Haus anzutreffen sind, waren frueher mit Reisstroh gefuellt, heute verwendet man dafuer meist einen Schaumstoff. Doch ansonsten scheint sich hier in den vergangenen Jahrzehnten nicht viel veraendert zu haben. Auch in Japan ist eben laengst nicht immer alles hightech. In eine fruehere Zeitepoche zurueckversetzt fuehle ich mich auch, als wir eine kleine Toepferei besuchen, ein Betrieb mit 400-jaehriger Familientradition. Nach einem Rundgang durch die Toepferei, bewundern wir im Verkaufsladen das Display von kunstvollen Vasen, Toepfen und Schalen, bekommen Tee und Kuchen serviert und zum Abschied gibt man mir eine wunderschoene, kleine Blumenvase, als Geschenk mit auf den Weg.

Ich fahre zurueck nach Iwata, denn bei Yamaha hatte man mir angeboten, mir bei der Verschiffung meines Reisekumpels behilflich zu sein. Fuer dafuer notwendigen Vorbereitungen und Papiere hatte ich zwei Tage eingerechnet. Doch hat dann Mr. Maruhashi soweit schon alles vorbereitet und organisiert und ich brauche nichts weiter zu tun, als den Toeff in den Hafen von Shimizu zu fahren und diesen bei der Frachtagentur Amano Kaisoten abzuliefern. Hier wird man dafuer sorgen, dass der Toeff fuer den Transport in eine Kiste gepackt wird und man wird die noetigen Frachtpapiere veranlassen. Und als verfruehtes Weihnachtsgeschenk sozusagen, uebernimmt Yamaha Japan auch saemtliche fuer die Verschiffung anfallenden Kosten.

Rueckblickend darf ich festhalten, dass ich von Japan angenehm ueberrascht bin. Ein fantastisches Land, mit grossartigen Menschen, ein Land, indem sich das Alte harmonisch mit der Moderne vereint. Wahrscheinlich ist es seine Andersartigkeit, welche dieses Land so interessant macht und obwohl die Sprachunterschiede oft auch als Barriere gewirkt haben, hat sich doch so mancher Kontakt ergeben.