Verluste beim Bergsteigen

Nach 2-3 Tagen in Kappadokien hatte ich genug von den Backpackern. Eigentlich sind die meisten Touris gar nicht so schlimm, aber das Verhalten der Einheimischen ist in Touristenorten oft vom Kommerz gepraegt, nicht mehr urspruenglich und authentisch. Da helfen dann auf laengere Dauer auch die bizarr-komisch-fantastischen Felsformationen von Kappadokien nicht mehr drueber weg.

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Akklimatisierungstour auf den Hasan Mountain, 3256m

Es hielt mich also nix mehr, ausserdem hatt ich von Azlan, letztes Jahr Mamas Bergfuehrer am Ararat, mittlerweile eine ganz brauchbare Beschreibung des Normalweges auf den 3.917 m hohen Erciyes Dag. Allerdings auch den Hinweis, das es um diese Jahreszeit ohne Winterausruestung eigentlich unmoeglich ist. Aber solche Aeusserungen haben mich schon immer zusaetzlich angespornt..So gings also eines Tages nach Kayseri, wo ich noch kurz ein hubb-Mitglied treffen wollte. Unser Treffen war allerdings etwas ungluecklich - ich kam naemlich genau Freitag Mittag an und hab natuerlich verpennt, dass das die heiligste Zeit in der Woche ist, wo alle in die Moschee rennen. Schlussendlich klappt es doch noch, aber der Typ ist irgendwie Chef der Werbeabteilung, brutal hektisch, sieht mir sehr nach Workaholic aus. In seinem Buero zu sitzen erzeugt in mir genau jene klaustrophobischen Gefuehle, wegen denen ich meinen Job geschmissen hab und auf diese Reise gegangen bin. Nach einem schnell runtergewuergten Mittagessen hat er auch schon die naechsten Termine und ich bin froh aus dieser Welt ganz schnell wieder verschwinden zu koennen.

Bevor es die naechsten 20km rauf zum Parkplatz der Liftstationen am Erciyes (im Winter fahren die hier auch Ski) geht, brauch ich noch Spiritus fuer meinen Konservendosenkocher. Ich hab mittlerweile rausbekommen, dass es auf tuerkisch Ispirto heisst und frage mich in der Stadt durch. Bei einem Geschaeft am Markt wird mir erst versucht zu erklaeren wo ich hin muss. Da das aber zu schwierig scheint setzt sich der Besitzer des Ladens kurzerhand auf seinen klapprigen Drahtesel und faehrt selber - ich muss derweil Tee trinken und die restliche Mannschaft unterhalten. Nach 10min kommt er mit 2 Flaschen Spiritus wieder, ich beteuere dass ich nur eine brauche aber bezahlen darf ich nicht. Ist Ehrensache. Ich verabschiede mich mit gebuehrenden Dankesgesten und freu mich wieder in der "richtigen" Tuerkei zu sein.

Beim Anblick des ueberwechteten Grates auf den Erciyes sinken meine Hoffnungen auf den Gipfel ganz gewaltig. So gebe ich bei der Registrierung meines Besteigungsversuches bei den Jandarma an, sowieso nur soweit zu gehen, bis mich der Schnee zum Umkehren zwingt, also wahrscheinlich bis zum Anfang des Grates. Ich moechte nicht, dass sie mir eine Besteigung ausreden wollen, hege naemlich heimlich die Hoffnung, dass der Ruecken auf der Suedseite abgetaut ist und ich wesentlich weiter gehen kann. Ich muss allerdings unterschreiben jede Aenderung meines Ziels oder der Route telefonisch durchzugeben.

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Gipfelausruestung

Jetzt schnell noch mein Zelt, Isomatte, Schlafsack, Essen, Topf, Klamotten usw. zusammengeschmissen und los. Ich muss noch ca. 1000Hm hoch (ohne Lift) und es ist schon um 6. Ich fuehl mich fit wie ein Turnschuh und bin in Nullkommanix auf meinem 3000m hoch liegenden "Basecamp". Unterwegs sammle ich noch einen Zaunpfahl auf, der mir im Schnee als Stock dienen soll; ein Stahlwinkel als Pickelersatz gibt mir evtl. bei einer kurzen kritischen Passage halt. Bei unguenstigen Bedingungen werde ich aber mangels Steigeisen sowieso umdrehen muessen.
Eigentlich will ich frueh schlafen, der Wecker steht auf 4.30 Uhr, aber der Vollmond zusammen mit dem letzten Abendrot auf vereinzelten Wolken und gleichzeitig Sternenhimmel geben mir unglaubliche Fotogelegenheiten und ich finde kein Ende.

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Nightsky over Erciyes Camp

Zum Fruehstueck am naechsten Morgen befinde ich mich schon gute 500Hm hoeher auf dem Grat. Die Dimensionen des grossen Berges taeuschen mich. Was wie ein Katzensprung aussieht zieht sich ewig. Bewusst wird einem das erst wenn man mal hinunter schaut.

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Blick in die Ebene vom Fruehstuecksplatz

Mit der Vermutung vom abgetauten Ruecken lag ich allerdings richtig. In der Tat befinden sich die Waechten nur auf der Westseite, den Grat kann man groesstenteils ohne Schneekontakt begehen. An einer Stelle wird der Weiterweg allerdings von einem grossen Felszacken versperrt. Der Normalweg geht eigentlich recht herum in die ziemliche steile Westflanke hinein, die noch voll mit Schnee ist. Das ist mir zu heikel. Ich entdecke einen evtl. moeglichen Weg links herum mit weniger steilen Schneefeldern, dafuer aber etwas Felskletterei. Da bin ich ja fit, das Wetter ist schoen -> ich werds versuchen. Die Jandarma koennen mich mal, wenn ich jetzt da anruf denken die wahrscheinlich mir ist tatsaechlich was passiert.

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Alternativroute

Der Weg funktioniert genauso wie ichs mir gedacht hab und ich bin auch nicht der erste der diese Variante nimmt. Die Kletterei im 3 Grat macht Spass, die bruechigen Teile sind gut erkennbar. Der Schnee ist gluecklicherweise wenig verharscht, oben etwas aufgeweicht und ich habe guten Halt. Um den Zaunpfahl bin ich trotzdem froh, der verrostete Stahlwinkel bleibt am Rucksack.
Ein grosses Schotterfeld ganz oben will allerdings kein Ende nehmen. Ich muss ganz schoen schnaufen auf knapp 4000m. Die Hoehe bekommt mir mittelgut, ich bin froh mit Azlan die Akklimatisierungstour auf den Hasan Dag gemacht zu haben. Am Schluss gibts noch ein 4er Kletterstueck auf den Gipfelzacken. Es haengt so ein oranges Kunststoffseil rum, welches ich erst nicht benutzten will. Man weiss ja nicht wo das dran haengt. Nach ein paar Klettermetern wickel ich mir es doch ums Handgelenk. Mein Arsch haengt naemlich sehr luftig mehrere 100m ueber der Nordflanke...

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Koran und Seil am Gipfel

SO! Ich habs also tatsaechlich geschafft! Mit freudiger Erwartung pack ich das Gipfelbuch aus - es ist ein Koran :-/ ...
Unterhalb des Gipfels gibt es aber eine Hoehle mit diversen Buechern in denen ich mich verewigen kann. Kurz geniese ich das Gipfelglueck, aber mittlerweile hat die erst ganz kleine Wolke den Gipfel komplett eingenebelt. Es ist ziemlich frisch und ich mach mich schnell wieder an den Abstieg. Die Schneefelder und Kletterpassagen ueberwinde ich alle noch bei teils wieder Sonnenschein, aber kaum auf dem Grat angekommen faengt es zu Hageln an. Und zwar richtig. Ich zieh mir meine Motorradjacke an, die ich in Ermangelung einer leichteren Regenjacke mitgeschleppt hab. Beim Hagel fuehlt man sich aber sehr wohl in ihr. Da es mittlerweile auch blitzt und donnert warte ich ewig unterhalb der naechsten Erhebung und gehe irgendwann einen riesen Umweg zur Vermeidung des Grates aussen um den Berg herum. Als ich kurz nach Mittag endlich beim Zelt bin ist die Luft erstmal raus, ich leg mich kurz hin, mach dann Tee und etwas Suppe. Als die naechste dicke Wolke kommt pack ich fix zusammen, wunder mich kurz ueber den Verbleib meiner kleinen Kamera - naja, ich werd sie wohl im Tal gelassen haben. In der Hoehe bin ich eh immer etwas gaga.

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Hagel am Grat, Sonne im Tal

Etwas ueberhitzt und dehydriert sitz ich bei den Jandarma im Tal noch eine Weile. Sie haken ab, dass ich wieder da bin, alle anderen Details sind ihnen recht unwichtig. Ich setz mich auf mein Mopped und fahr, dem Regen ausweichend, ins Ala Daglar Gebirge, wo ich mich ab heute, 2.Juni, mit dem Emrah von Izmir treffen wollte.
Der Weg dahin fuehrt ueber kleine Doerfer - als ich einmal nach dem Weg frag werde ich auf eine Schotterstrasse geschickt. Die find ich zwar nicht in meiner Karte, aber die grobe Richtung passt und ich fahr. Und fahr. und fahr. Ein Feldweg mit nicht allzuvielen Loechern fuehrt mich ewig durch einsames Huegelland mit gruenen Wiesen und Feldern und vertrockneten Bergen im Hintergrund. In der Ferne seh ich ein paar Zelte von Nomaden. Die Daemmerung setzt langsam ein (daeurt hier immer sehr lang) und ich bin mir eigentlich sicher nicht mehr auf dem richtigen Weg zum Tagesziel Demirkazik sein. Als ich endlich mal wieder Leute sehe frage ich sie nicht, sonder fahr einfach weiter:
Dieser Weg ist einfach zu schoen. Ich will ihn fahren bis zum Ende, egal wo das ist. Ich fuehle mich gut. Ich fliege durch die Landschaft, lehn mich leicht in die weiten Kurven, nach einem Anstieg ein neuer fantastischer Ausblick in die grosse Landschaft. Von meinem Koerper fuehl ich nicht viel. Keinerlei Erschoepfung, eher Schwerelosigkeit. Das physische spielt keine Rolle mehr jetzt, ich bin jetzt mehr ein Zustand. Ein Zustand der Bewegung. Und ich muss nix tun fuer die Bewegung, schalten, gas geben, bremsen, lenken - alles geht automatisch. Es ist total geil und ich will ewig so weiter fahren/fliegen. Der Weg macht auch den Anschein als ob er mir diesen Gefallen tun will. Es wird immer dunkler. Mir ist das egal...

Eine T-Kreuzung markiert dann doch einmal das Ende. Wat nu? Ich finde ein Dorf, man erklaert mir den Weiterweg. Ich finde zurueck zu einer Hauptstrasse. Am Horizont erkenne ich ein Felsengebirge. Hoch. Endlich, das Ala Daglar! Ich hab mich schon gewundert wo die Felsen zum Klettern sind. Wie sich rausstellt sind genuegend da. Bis zu 3700m hoch:

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Ala Daglar Gebirge

Vorfreude auf die naechsten Klettertage macht sich breit. Leider unberechtigterweise. Dazu gleich.

Nach anfaenglichen Orientierungschwierigkeiten finde ich einen Platz zum Zelten. Als ich vom Mopped absteig merk ich wie sehr im Arsch ich eigentlich bin. Alles muss jetzt schnell und ohne Kraftaufwand gehen, sonst penn ich hier noch im Stehen ein. Zelt aufstellen, Suppe kochen - noch kurz die aufmerksam gewordenen Bauern ueber meine Uebernachtungsabsicht aufklaeren - schlafen!
Was heisst schlafen. Sobald ich mich hinleg, faengt die Welt an sich zu drehen. Ich hab Fiebertraeume, waelze mich, bin froh als endlich der Morgen kommt. Aber die Hitze treibt mich aus dem Zelt. Und ich bin muede, will eigentlich schlafen.

Ich hab aber einigermassen Kraft und wander mal ein bisschen in die Schlucht hinter meinem Zeltplatz hinein.

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Basecamp vorm Demirkazik

Da treffe ich zwei tuerkische Kletterer, Ahmet und Adnan, mit denen ich mich lang unterhalte. Meine Erfahrung nach ist es schon ein Glueck mal Tuerken zu treffen, die des Englischen maechtig sind, sogar wenn sie auf die Uni gehen. Der Grund dafuer ist nicht, dass sie zu wenig Unterricht haben. Es gibt im College oder in der Uni ein ganzes Jahr, in dem 25h/Woche Englisch gelehrt wird, aber NIEMALS eine Pruefung!!! Da taet ich auch nix lernen. Ausserdem teilen wir mit den Tuerken die, meiner Meinung nach, nachteilige Eigenschaft der Fernsehsender und Kinos alles zu synchronisieren.
Die beiden machen mir mal wieder klar wie gluecklich wir in Deutschland doch sind. Zum Klettern haben naemlich hier fast nur die Studenten Zeit. Alle anderen muessen arbeiten! Und zwar auch am Wochenende, Samstag ist eigentlich ein normaler Arbeitstag, viele arbeiten auch am Sonntag. Und fuer einen Tag in ein moeglicherweise mehrere hundert km entferntes Klettergebiet zu fahren ist dann nicht wirklich lohnend. Klettern ist da nur ein Beispiel - zeitintensive Hobbies sind hier eben einfach nicht drin. Man bleibt daheim, schliesslich gibts da die Familie.

Nun denn, zurueck zu meinem desolaten Zustand. Der verschlimmert sich erst mal, nach einer weiteren wirren Nacht steigt am naechsten morgen der Unterhosenverbrauch in ungeahnte Hoehen. Zum Glueck ist ein (eiskalter) Bergbach nur 50m vom Zelt weg. Waschen, meine Isomatte dem Schatten hinterherziehen und ab und zu mal ein paar Kekse essen ist alles was ich zustande bring. Oben seh ich auf der Strasse Autos vorbeifahren, manchmal auch ein paar Wanderer, aber zu mir verirrt sich niemand. Auch Ahmet und Adnan seh ich einmal, bin aber zu faul nach Ihnen zu rufen.
Ausserdem faellt mir wieder ein, dass ich die kleine Kamera immer noch nicht gesehen hab. Ich raff mich auf und schau meine Siebensachen durch. Nix. Nochmal ueberlegen. Nee, weg! Shit. Zurueckfahren? Nee. Gibts nicht. Liegenlassen hab ich sie nicht, da bin ich mir sicher. Ich hab zwar beim Abstieg Spuren einer Person mit Hund gesehen, aber keine Hoffnung den zu finden. Ich versuchs mir nicht zu Herzen zu nehmen, aber es nervt natuerlich jetzt nicht mehr die schnellen Schnappschuesse machen zu koennen.
Also widme ich mich wieder meinem Leiden und frag mich wo eigentlich das zauberhafte Maedchen aus 1001er Nacht bleibt, dass mich aufsammelt und liebevoll hochpaeppelt. Aber alles warten hilft nix. Stattdessen kommt der hier:

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Montag, mein Beschuetzer

Ich nenne ihn Montag :)
Montag fand in meinem Abfall einen alten Kaese, der ihm anscheinend noch ganz gut bekommen ist und entscheidet dass das die Grundlage fuer eine enge Beziehung ist. Er bleibt fuer den Rest der Zeit bei mir, bellt wenn die Schaefer mit ihren fiesen Monsterhunden vorbeikommen und bewacht das Zelt wenn ich doch mal ins Dorf tucker und im Laden was kauf. Die meiste Zeit liegen wir aber nebeneinander und stoehnen ab und zu mal wegen der Hitze.

Leider kann ich Emrah, mit dem ich mich ja treffen wollte, nicht erreichen. Er ist wohl in einem Camp des tuerkischen Bersteigerclubs, aber dieses aufzufinden gelingt mir nicht. Naja, kraxeln kann ich ja eh nicht.

Am 4ten Tag gehts mir endlich ein bissl besser und ich geh zu den beiden tuerkischen Kletterern rueber, die ihr Zelt wegen besserer Wasserversorung jetzt an den Dorfrand verlegt haben. Sie kochen mir eine gute Suppe und wir bouldern sogar ein bissl an einer Hausmauer. Nachdem auch das Abendessen fuer laengere Zeit in meinem Koerper verbleibt und ich offensichtlich wieder zu kraeften komm, moechte ich am naechsten Tag wenigstens eine Wanderung in dieser schoenen Gegend zustande bringen. Ansonsten muss ich naemlich bald fahren, wenn ich noch eine reele Chance haben will Tanja und Sigi vor deren Abflug in Israel zu treffen.

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Bouldern an der Berghuette

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Hochpaeppeln mit tuerkischer Schorba (Suebbsche)

Zufaellig wollen die beiden in dieselbe Richtung wie ich wandern, es ist naemlich Regenwetter angesagt. Ich entscheide mich natuerlich wieder fuer die anspruchsvolle Version, mit Uebernachtung im Gebirge und Ueberschreitung eines Passes, gleich neben dem hoechsten der hiesigen Gipfel, den ich ja jetzt schon 4 Tage lang angeschaut hab. Natuerlich hege ich leichte Gipfelambitionen, aber erst mal muss ich schauen wie fit ich bin.
Ich bin also wieder mit recht ordentlichem Marschgepaeck unterwegs, waehrend die beiden nur einen kleinen Tagesrucksack haben. Der Geschwindigkeitsunterschied wird recht bald offensichtlich, wir trennen uns und ich lauf allein weiter.

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Ahmet und Adnan

Ich will hier nicht wieder Superlative bemuehen um die Gegend zu beschreiben. Das langweilt ja auf Dauer. Vielleicht soviel: die Dolomiten sind nicht unaehnlich. Auch diese Bluemchen hier entdecke ich; find ich ganz witzig und hab ich vorher noch nirgends gesehen.

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Bloemsche (bayr. Bleama, hd. Blume)

Am Nachmittag komm ich also an meinem Zeltplatz an. Er ist an einem kleinen See, direkt unter der Westwand des Demirkazik. Ich aergere mich ein bisschen, dass es hier mit klettern nix geworden ist. Aber wenigsten bin ich hier oben, knapp 3000m, und weiss wo ich hin muss wenn ich in Zukunft noch mal her komm.

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Demirkazik High Camp unter der Westwand (rechts)

Ich stell den Wecker auf 4 Uhr, damit ich vielleicht doch noch einen Gipfelversuch wagen kann. Die Morgen waren naemlich immer klar, erst ab Mittag zogen die Wolken auf. Diesmal ist es anders, ich schau in der frueh kurz aus dem Zelt, seh Nebelschwaden wabern und dreh mich um und grunz weiter. Die Passueberschreitung probier ich allerdings und, nun ja was soll ich sagen, das Wetter ist nicht so schlecht, ich glaub einen gehbaren Weg ausgemacht zu haben und so gehts Richtung Gipfel. Der Weg ist tatsaechlich einer, max 2er Kletterei. Meine Kondi ist zwar noch nicht 100%ig, aber schliesslich hab ich Zelt und das ganze Graffl dabei, da darf man schon mal ein bisschen schnaufen. Es dauert gar nicht lang, da bin ich schon am Gipfel. Cool, denk ich mir, Tuerkei, Demirkazik, 3756m.
Den Abstieg ueber den suedlichen Normalweg find ich vom Gipfel nicht einwandfrei und so geh ich wieder den Westgrat zurueck. Das bedeutet zwar einen langen Hadscher (vergl. http://de.wikipedia.org/wiki/Haddsch) aber irgendwann komm ich wieder im Dorf an.
Es ist erst 3 am Nachmittag und ich hab die Hoffnung heut noch ca. 300km bis nach Antakya kurz vor der syrischen Grenze zu fahren. Montag ist immer noch in der Gegend, ahnt aber schon seit ich mein Zelt am Vortag abgebaut hab, das es wohl keinen weiteren Kaese geben wird. Ich verabschiede mich leise von ihm und dem Ala Daglar und bin wieder in the road.
Leider komm ich nicht so weit, denn ich werde wieder mal zum Tee eingeladen und nehm dann eine "Abkuerzung" die eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 25kmh bedingt. Mehr von der Strecke gibts im naechsten blog.
Ich zelte auf einem huebschen Huegel, koch mein Bulgur (aehnlich wie Kuskus) und lass den Tag Revue passieren. Er war so voll, es fuehlt sich an als ob 3 Tage zwischen heute morgen und jetzt liegen...

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Michael aus England, cycling the world. http://www.getjealous.com/eldomb/